Pilger der Hoffnung – Alle (Schritte) zählen

Seit vielen Jahren machen sich Anfang Juli Hunderte Katholikinnen und Katholiken aus dem Kanton Zürich auf den Weg nach Einsiedeln. Höhepunkt ist der Wallfahrtsgottesdienst in der Klosterkirche – in diesem Jahr unter dem Leitwort des Heiligen Jahres: «Pilger der Hoffnung».

Auch wir von der Behindertenseelsorge Zürich waren wieder mit dabei. Für viele Menschen, die mit uns unterwegs sind, ist eine Wallfahrt keine Selbstverständlichkeit: Manche können nur kurze Strecken gehen, andere sind auf einen Rollstuhl oder Gehhilfen angewiesen, einige sehen schlecht oder leben mit einer kognitiven Beeinträchtigung. Hindernisse gehören für sie oft zum Alltag – umso schöner war es, dass wir diesen Weg gemeinsam gehen konnten: behutsam, achtsam, in unserem eigenen Tempo.

Zwei kurze Stationen – ein weiter Weg im Herzen

Unser Pilgerweg in Einsiedeln war bewusst kurz – ein stilles, aber starkes Zeichen dafür, dass Pilgern nicht von der Länge des Weges abhängt, sondern von der Tiefe im Innern. Wir machten uns auf in zwei Etappen: Pilgern und Hoffnung.

An der ersten Station fragten wir uns: Wie pilgern Menschen, die nicht gut laufen können? Die nicht gut sehen oder hören? Wie fühlt sich Unterwegssein an, wenn Hindernisse zum Alltag gehören?
In der Mitte lagen abgetragene Schuhe, ein schlichter Pilgerstab, ein leerer Rucksack – Zeichen fürs Aufbrechen, Loslassen und Mitnehmen dessen, was uns prägt. Jede und jeder durfte einen Stein aufnehmen oder auf einen Zettel schreiben, was schwer auf den Schultern liegt. Diese Zettel wanderten in den Rucksack – was uns beschwert, tragen wir gemeinsam.

Ein Vers aus der Bibel begleitete uns: «Geh hinaus in das Land, das ich dir zeigen werde.» Wie Abraham brachen auch wir auf – im Vertrauen, dass Gott mitgeht.

An der zweiten Station stand die Hoffnung im Zentrum. Die mitgetragenen Steine durften symbolisch abgelegt werden. Düfte, Lieder, sanfte Töne von Flöte und Querflöte öffneten unsere Sinne. Gemeinsam standen wir im Kreis, hielten uns an den Händen, sangen «Kumbaya my Lord» und «Von Mensch zu Mensch» – ein spürbares Zeichen: Hoffnung trägt.

Getragen von vielen Händen

Was viele nicht sehen: Hinter jedem Schritt stehen Menschen, die tragen. Freiwillige Helferinnen und Helfer, die begleiten, stützen, organisieren – und ihre Zeit schenken. Ohne sie gäbe es keine Wallfahrt der Behindertenseelsorge.

Lia Sidler, seit Jahren treue Mithelferin, sagt:

«Beim Begleiten erlebe ich immer ein Geben und Nehmen. Man gibt Zeit – und bekommt so viel zurück.»

Monica Bronner bringt es auf den Punkt:

«Hoffnung heisst für mich, dass ich getragen bin – von Gott und von der Gemeinschaft. Zu sehen, wie wir zusammenkommen und einander Halt geben, das macht mir Mut.»

Caterina und Raffaele Autiero helfen aus Dankbarkeit:

«Wir waren selbst auf Hilfe angewiesen, als wir in die Schweiz kamen. Heute können wir dort helfen, wo es schwierig wird.»

Brücken bauen statt Hindernisse

Im Wallfahrtsgottesdienst in der Klosterkirche trugen wir unsere Bitten vor:

«Wir bitten dich für alle Menschen mit Behinderung. Manchmal ist der Weg schwer. Wir stossen auf viele Hindernisse. Gib uns Kraft und Hoffnung. Schenke uns Menschen, die keine Hindernisse bauen, sondern Brücken.»

Für viele war diese Wallfahrt der Auftakt: Im November werden wir als Pilger der Hoffnung nach Rom reisen. Mit dabei: viele Freiwillige – Möglichmacherinnen und Möglichmacher, die zeigen: Hürden werden kleiner, wenn wir sie gemeinsam tragen.

Mitmachen? Jeder Schritt zählt.

Freiwillig helfen heisst nicht nur geben – sondern auch selbst erleben, mitgehen, dazugehören. Vielleicht ist es ja auch etwas für dich?

Alissa, die dieses Jahr zum ersten Mal dabei war, sagt bebeistert:

«Es ist super, dass alles so interaktiv ist. Man kann überall mithelfen, alles ist gut organisiert. Das macht Freude. Komm mit, schau es dir an – jeder, der will, kann dabei sein!»

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von Katharina Kleiser

Bildnachweis: © Kath. Behindertenseelsorge im Kanton Zürich

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